Jalta

Die Guten und die Bösen

Vor 25 Jahren beschlossen Slowenien und Kroatien, sich aus dem jugoslawischen Staatsverband zu lösen und unabhängig zu werden. Da Slowenien und Kroatien zu den Guten gehörten, durften sie das. Das nennt man Sezession oder Separation. Die Deutschen, bei diesem Spiel auch die Guten, unterstützten sie dabei massiv. Der jugoslawische Präsident Milosevic, ein sehr sehr böser serbischer Nationalist, wollte einen Zerfall Jugoslawiens nicht zulassen und brach einen Bürgerkrieg vom Zaun, bei dem Tausende von Menschen von beiden Seiten getötet wurden. Die NATO, in diesem Spiel auch zu den Guten gehörend, zerbombte schließlich Jugoslawien und tötete etwa 3.500 Menschen. Was lehrt uns das für die Ukraine? Im Prinzip nichts, aber es ist interessant, wie im neuen Spiel die Rollen neu verteilt wurden.

Also: Im Mai 2014 beschließen Ost-Russen in der Ukraine sich vom Staatsverband zu lösen und die Republiken Luhansk und Donezk zu gründen. Ob man sie Separatisten oder Sezessionsten nennt ist egal, sie gehören jedenfalls zu den Bösen. Unterstützt werden sie von einem sehr sehr bösen russischen Präsidenten namens Putin, der jetzt von der EU und den Deutschen, also den Gutesten der Guten, tüchtig bestraft wird. Der ebenfalls gute ukrainische Nationalist Poroschenko, derzeit Präsident, will einen Zerfall der Ukraine nicht zulassen und bricht einen Bürgerkrieg vom Zaun, bei dem bisher über 3.500 Menschen getötet wurden. Also, wie gesagt, lernen kann man nichts daraus. Allenfalls eines: Wenn die Guten und die Bösen dasselbe tun, ist es keinesfalls dasselbe… Leserbrief zum Artikel: ‚Vor 25 Jahren – Jugoslawien beginnt zu zerfallen‘, Esslinger Zeitung, 20.1.2015.

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