Von n-tv und Die Welt über die Frankfurter Allgemeine Zeitung und den Bayerischen Rundfunk bis hin zur Bild Zeitung und der Esslinger Zeitung: Seit Wochen beschäftigt ein „falscher Kardinal“, der sich durchs Land schwindele, die Medien. Wir erfahren in der Berichterstattung, dass ein Obdachloser seit Jahren in Brasilien und in Süddeutschland von der Polizei verfolgt wird, weil er als Kardinal auftritt, Beichten abnimmt, Messen hält, lateinische Sprüche zitiert, mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwarz fährt und Bibeln klaut. Und alles für ein Taschengeld, „für Aufmerksamkeit und ein Bett für die Nacht“.
Ein richtiger Kardinal dagegen bekommt monatlich vom Staat (also dem Steuerzahler) bis zu 12 000,- Euro Grundgehalt, in die Arbeitslosenversicherung und Rentenversicherung zahlt er nichts, und bei der Krankenversicherung bekommt er entsprechend dem Beamtenstatus 50 % Rabatt. Was tut er dafür? Er tritt als Kardinal auf, nimmt Beichten ab, hält Messen, zitiert lateinische Sprüche und liest aus einer Bibel, die er nicht gekauft hat. Schwarz fahren muss er nicht, da er eine Dienstkarosse hat, mit Chauffeur selbstverständlich.
Jesus sagt im Lukasevangelium: „Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege“. Vielleicht sollte man grundsätzlich Obdachlose als Kardinäle beschäftigen: sie stünden dem Menschensohn näher – und billiger wären sie allemal.