Der Historiker Michael Wolffsohn korrigiert bei Jauch am Sonntag, 26.4.2015, dreimal den Justizminister, weil er dessen Namen einmal falsch ausgesprochen hat. (Dem Minister gerät das erste „o“ von Wolffsohns Namen etwas lang.) Beiläufig verbessert ihn Wolffsohn sofort, dann ein weiteres Mal am Anfang des eigenen nachfolgenden Beitrags („Ich heiße…“), und als Maas dem Professor zu widersprechen wagt, noch ein drittes Mal: „Sie kennen nicht nur meinen Namen nicht, sondern…“
Wolffsohns Gehör ist hervorragend. Aber wohl nicht hervorragend genug (oder er allzu selbstverliebt), um wahrzunehmen, dass der Journalist und Moderator Jauch den wichtigsten Namen der Sendung falsch ausspricht. Vom Anfang der Sendung bis zu ihrem Ende ist bei ihm, und nur bei ihm, vor dem „sch“ des Wortes Auschwitz ein „s“ zu hören.
Oder ging es in der Sendung um „Aus-schwitzen“? Und wenn ja, wovon? Von Schuld an Auschwitz vielleicht? Das Personal der Sendung lässt es vermuten.
Gröning, ehemaliger SS-Mann in Auschwitz, bekennt sich zu einer moralischen Schuld, er habe niemand getötet, er habe nur „versorgt“ und „abgefertigt“ (Bildbeitrag der Sendung). Seine Verteidigerin Frangenberg bescheinigt ihm, dass er 40 Jahre nachgedacht, bis er seine Schuld erfasst habe. Die Auschwitz-Insassin Eva Kor reicht dem ehemaligen SS-Mann die Hand, verzeiht ihm und den anderen KZ-Schergen und will Versöhnung. (In der Sendung wird das Foto des Händedrucks gezeigt.) Der Historiker Wolffsohn, dessen Familie in Auschwitz umgekommen ist, hält den Prozess für überflüssig, weil er eine Alibiveranstaltung sei und keine Gerechtigkeit schaffe. (Alles vom Beifall der Zuschauer begleitet.) Hielte nicht die Minderheit von Maas und Friedrichsen daran fest, dass der Prozess notwendig sei, könnte man den Eindruck gewinnen, Jauch sehe seine Aufgabe darin, den Holokaust, mit dem Stempel „Erledigt!“ versehen, ad acta zu legen.
Bereits in seiner als Einleitung getarnten Suggestivfrage, ob es Sinn habe, einen 93-Jahre alten „SS-Greis“ 70 Jahre nach dem Krieg vor Gericht zu stellen, wird angedeutet, was „versorgt“, „abgefertigt“ und „ausgeschwitzt“ werden soll. Es ist Auschwitz, was sonst: Raus mit den Schlacken und dann abgeduscht!
Nur die Auschwitzleugner sind einen Tick deutlicher.