Anfang November 2015 erschien in zahlreichen deutschen Zeitungen und Zeitschriften sowie online dieselbe Agenturmeldung zum Brand im Gewerkschaftshaus in Odessa am 2.5.14.
Beispiel Tagesschau.de:
Titel: Scharfe Kritik an ukrainischen Behörden
Zitat: Eine Expertengruppe des Europarates hat in einem Bericht scharfe Kritik an den Ermittlungen der ukrainischen Justiz zur Brandkatastrophe in der Hafenstadt Odessa geübt. Die Autoren kritisierten, dass die Ermittlungen nicht von einem unabhängigen Gremium geleitet wurden, sondern vom ukrainischen Innenministerium, also der Dienstaufsicht von Polizei und Feuerwehr.
Das klingt ganz schön kritisch. Aber sehen wir weiter.
Zitat: Die Untersuchungen seien weder unabhängig noch effizient gewesen, kritisierten die Autoren. So sei bis heute nicht geklärt worden, warum die Polizei weitgehend passiv geblieben sei und „wenn überhaupt, nur wenig“ getan hatte, um zwischen den verfeindeten Lagern zu intervenieren und die Gewalt zu beenden. Zeugen zufolge reagierte die Polizei auf erste Notrufe zunächst gar nicht.
Alles korrekt.
Zitat: 42 Majdan-Gegner kamen im Gewerkschaftshaus ums Leben, in dem sie sich verschanzt hatten. Das Gebäude ging durch Molotow-Cocktails in Flammen auf.
War es Selbstentzündung oder wurden die Molotow-Cocktail geworfen? Das bleibt in der Agenturmeldung ein Geheimnis, obwohl Tausende von Zeugen auf die rechten Hools, also ukrainische Nazis hinweisen. Oder sollten es Majdan-Gegner gewesen sein, die sich selbst ins Jenseits befördert haben?
Zitat: Zutiefst besorgniserregend sei auch die Entscheidung der ukrainischen Justiz, mangels Beweisen die Ermittlungen gegen zwei Aktivisten einzustellen, denen unter anderem Mord in mehreren Fällen zur Last gelegt wurde. Einer von ihnen hatte Zeugen zufolge mit einem Holzknüppel auf prorussische Demonstranten eingeschlagen, die sich mit einem Sprung aus dem Fenster des Gewerkschaftsgebäudes vor den Flammen retten wollten.
Klingt kritisch. Zwei Aktivisten prügeln auf Majdangegner ein, werden .verhaftet und dann freigelassen. Sowas mag die Eu nicht. Warum aber sagt die Agenturmeldung nicht, dass es wieder rechte Hools, also ukrainische Nazis waren? Dass einer der Geprügelten starb, wird daher logischerweise auch nicht gesagt.
Zitat: Von 23 Personen, die bislang vor Gericht gestellt wurden, seien die weitaus meisten Majdan-Gegner, obwohl beide Gruppen an den Massenunruhen beteiligt waren. Öffentlich sei unzureichend über den Fortgang der Ermittlungen informiert worden. Nach dem Brand war die Lage in Odessa noch über Monate gespannt.
Alles korrekt. Außer: Die EU verlangt eine Beschleunigung des Verfahrens gegen 23 Beschuldigte, die zum Umfeld der im Gewerkschaftshaus Verbrannten gehören. Sie will anscheinend nicht, dass die Täter bestraft werden, sondern die Opfer. Das sei wohl nicht möglich? Doch, es ist möglich.
Zitat: Laut dem Bericht brachten Mitglieder des ukrainischen Parlaments inzwischen einen Gesetzentwurf für eine Amnestie zugunsten regierungsfreundlicher Teilnehmer an den Ausschreitungen ein.
Lässt das die EU zu, dass ukrainische Nazis, obwohl des Totschlags verdächtig, von der Agentur als Aktivisten bezeichnet, amnestiert werden? Blöde Frage, warum sollen Aktivisten nicht amnestiert werden können?
Zitat: Zur Aufklärung trug indes eine zivilgesellschaftliche Untersuchung einer „Gruppe 2. Mai“ bei. Sie kam zu dem Schluss, dass der tödliche Ausgang von beiden Seiten nicht geplant war. Es sei eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen.
Ein Mitglied der linken Gruppierung Borotba, der auf seiner Flucht vor dem Feuertod aus dem Fenster sprang, wurde zu Tode geknüppelt. Kann schon mal passieren. War bestimmt nur „eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen“.