Ich erhielt die Mail eines ehemaligen Klassenkameraden, aus der ich einige Sätze zitiere:
Ob Philologe, Linguistiker oder einfach einer, der seine Sprache liebt, wie er sie gelernt hat, hier sollte sich m.E. jeder „einklinken“ und dagegen aufstehen, dass unsere Sprache durch falsch verstandene Geschlechtergleichheit zerstört wird. Wenn jetzt schon im Genderwahn Bücher umgeschrieben werden, wie geht’s dann weiter ? Wenn man schon eine gewisse Gleichheit einführen will (Was ist mit divers und Trans- ?), dann plädiere ich doch für Nennung beiderlei Geschlechts (Zuhörerinnen und Zuhörer). Aber diese verrückten Asteriske sollen Gleichheit signalisieren ? Vielleicht sind sie „typisch deutsch“, aber für jeden Hörer und Sprecher ein Graus. Sprache wächst wie eine Pflanze von der Wurzel her und n cht „von oben“.
Einige Sätze aus meiner Antwort:
… eine Auseinandersetzung ist mit einer Zeiterscheinung, die grassierende Ausmasse annimmt. Seit einigen Jahren schreibe ich Artikel für Konkret, und ich kann mich erinnern an meinen Ärger, als ich feststellen musste, dass ein Beitrag von mir ohne meine Kenntnis gegendert wurde.
Mein Ärger war gross, aber war er berechtigt? Ich führte ähnliche Überlegungen durch, wie sie in der Mail gemacht werden. Wächst Sprache tatsächlich von unten? Werden Rechtschreibreformen nicht von oben durchgeführt? Und werden reale Ungleichheiten nicht durch Sprache verfestigt?
Ist nicht die Aufregung über die Verwendung des Gender-Asterix´ läppisch und nicht wert, dass man sich gross ärgert darüber? ( Man sollte sich lieber aufregen, dass das überflüssige scharfe S nicht schon bei einer Rechtschreibereform eliminiert wurde oder die 9 oder 10 verschiedenen Schreibungen des k-Lautes beibehalten wurden.)
Ist es nicht so, dass das Nichtgendern die sprachliche Variante des in Jahrhunderten gewachsenen Patriarchalismus ist? (Männliche Vorrechte in der Ehe, wo Männer das Sagen hatten, gingen einher mit Vorrechten in der Sprache, wo Frauen im männlichen Postfix mitgemeint waren.) Heute werden Frauen für die gleiche Tätigkeit wie die männlichen Zeitgenossen schlechter bezahlt. Sind Sprache und Bezahlung zwei verschiedene Sachen? Ich glaube nicht…
